Ein Rückblick zur Tagung “Zusammenarbeit 2.0 – Revolutionieren die Digitalen Medien die Arbeitswelt?” von Dr. Alexander Klier, DGB Bildungswerk München.
Was für eine beeindruckende Tagung, die da vom 23. – 24. Juni 2014 an der Evangelischen Akademie Tutzing als Kooperationsveranstaltung stattfand. Inhaltlich extrem dicht, geprägt von vielen Ergänzungen und kritischen Einwänden, getragen von der gesamten anwesenden Gruppe, also den Teilnehmer*innen, Referenten sowie dem Tagungsteam. Diese Besonderheit will ich explizit hervorheben, weil sich für die diejenigen, die eine Tagung vorbereiten und durchführen immer die Frage stellt, wie das Thema jenseits der eigenen Befindlichkeit oder des eigenen Interesses von den Teilnehmer*innen angenommen wird. Ob also die Message ankommt. Die Tagung richtete “sich an Praktiker/innen aus Management und Arbeitnehmervertretungen ebenso wie an Organisationsberater/innen, die an den digitalen betrieblichen Veränderungsprozessen beteiligt sind. Darüber hinaus ist sie ein Angebot an Interessierte in Verbänden, Wissenschaft und Medien.” So stand es im Einladungsflyer. Um es vorweg zu sagen: In diesem Fall hat die bunte Mischung der Zielgruppe(n) meiner Meinung nach besonders gut dazu beigetragen, dass der Austausch funktioniert hat. Das Konzept ist also aufgegangen.
“Zu den Fachvorträgen, Workshops und anregenden, analogen Diskussionen laden wir Sie herzlich nach Tutzing ein” hieß es im Einladungsflyer. Gefolgt sind dieser Einladung viele Menschen, wenngleich auch nicht so viele, wie im Rahmen dieser Kooperationsreihe schon einmal auf den Seminaren waren. Eine nicht zu kleine, aber umso feinere Gruppe fand sich also zum Austausch ein. Ebenso wie sie der Empfehlung folgten, anregende Diskussionen zu den Vorträgen und während der Workshops zu liefern. Gerade durch diese Resonanz kann ich bezüglich der Kooperationstagung “Zusammenarbeit 2.0. Wie die digitalen Medien die Arbeitswelt revolutionieren” von Seiten des Mitveranstalters DGB Bildungswerk Bayern sagen, dass der Funke, der uns in der Vorbereitung begleitet hatte, während der Tagung auf alle Beteiligten übergesprungen ist. Durch das Gelingen ist die Tagung für mich auch ein “Beweis” dafür, dass eine Gruppe mehr kann, als die Summe ihrer einzelnen Mitglieder. Sie lässt sich also gut als eigenes Beispiel dafür verwenden, welches Potential in einer ko-operativen Zusammenarbeit steckt, das als Tagungsthema sogar Potential für eine Revolution zu bieten scheint. Durch die breit angelegte und vielfältige Diskussion hat diese Tagung nämlich nicht nur mich inhaltlich tief beeindruckt. Gerade die Unterschiedlichkeit des Publikums, das keine der beteiligten Organisationen alleine hätte ansprechen und gewinnen können, trug zum enormen inhaltlichen Erfolg bei. Und das nicht nur aufgrund der Unterschiedlichkeit, sondern wegen der unglaublichen Expertise, die durch die Referenten*innen und die Teilnehmenden vertreten war. Aber auch das führt nicht automatisch zu einem regen Austausch. Es waren durchaus sowohl der ermunternde Rahmen der Evangelischen Akademie in Tutzing als auch des auf Austausch hin konzipierten Tagungsablaufs, der diese Diskussionen nachgerade einforderte, die zum Gelingen beitrugen.
Und natürlich die gewählten Beispiele aus der betrieblichen Praxis. Gleich das erste Beispiel einer E-Mail Reduktion auf Null, wie es Jochen Gemke im Bereich der Firma Atos vorstellte, sollte nicht nur die Belastung durch ein hohes E-Mail Aufkommen senken. Es sollte auch zu einer neuen Art der Zusammenarbeit führen, was in seinen Augen durchaus gelungen ist. Mit seinem Plädoyer dafür, auch Unfertiges (nobody is perfect) erst einmal zur Diskussion zu stellen, dabei auch Transparenz herzustellen und das Wissen durch die Gruppe ergänzen zu lassen, traf Siegfried Lautenbacher als Geschäftsführer der Beck et al. Services auf ein großes Verständnis und breite Zustimmung. Gerade wie er als “Chef” selbst mit der Arbeitsorganisation umgeht prägt vielfach auch, wie es die Beschäftigten tun. Das kann durchaus sehr motivierend und positiv sein, wie es schließlich auch am Beispiel der Continental AG deutlich wurde, das Harald Schirmer als Personalverantwortlicher vorstellte. Harald Schirmer betonte dabei sehr, dass es von vornherein entscheiden war, dass es sich nicht um ein rein technisches Projekt oder Vorhaben der IT-Abteilung handelte. Deshalb war auch keine Person alleine “verantwortlich”, sondern ein Team von vier Personen über die wichtigsten Querschnittsbereiche organisierte den – nach eigenen Aussagen – parallel dazu notwendigen Kulturwandel. Ein Team von Anfang an – das ist sicher unüblich in hierarchisch geprägten transnationalen Konzernen, wie Continental einen darstellt. Was in meinen Augen bei Continental jedoch besonders gut gelungen ist, das ist die Art und Weise, wie der kulturelle Wandel von Guides initiiert und begleitet wurde. “Walk the talk”, also tue, was Du sagst, wie Harald Schirmer dazu ausführte.
Was dem Ganzen nicht nur sprichwörtlich die Krone aufsetzte, das war der Abschlussvortrag von Prof. Sabine Pfeiffer vom Kooperationspartner ISF München. Sie hatte sich in der Vorbereitung explizit ausbedungen, auf die Diskussionen während der Tagung einzugehen. Insofern waren die meisten ihrer Folien noch während des Morgens entstanden, um all die Impulse aufzunehmen. Wie sie dann ausführte – und das war in den Praxisbeispielen mehrfach betont worden – liegt die eigentliche Revolution in der anderen Art, in Zukunft zusammenzuarbeiten. Dazu führte sie aus: “Nichts ist sozialer als Arbeit”, d.h. Arbeit war immer schon “Social”. Was jedoch in Zukunft notwendig werden wird sind in ihren Augen Mechanismen und Verfahren die es beispielsweise ermöglichen, die bei einer Zusammenarbeit in Konflikt stehende Werte und unterschiedliche Interessen, den die Social Media in den Unternehmen transparent machen bzw. offenlegen, zuverlässig regeln. Und grundsätzlich einen deliberativen Austausch zwischen allen Beteiligten zulassen – damit gemeinsam der “beste” Weg gefunden werden kann, wie die Gruppe – oder das Unternehmen – die Arbeitsanforderungen bewältigen kann. Insofern kann ich ein letztes Mal auf die Tagung selbst als Beispiel verweisen: Es ist gelungen in einer freundlich-kritischen Atmosphäre sehr heterogene und manchmal auch disparate Interessen gemeinsam zu beleuchten und kritisch zu diskutieren. Mit einem für alle möglichen und inspirierenden Erkenntnisgewinn. Nebst ganz praktischen Umsetzungsbeispielen. So kann eine Veränderung durchaus um sich greifen.
Einen weiteren Artikel und enstprechende Links finden Sie auch unter: http://www.alexander-klier.net/alles-revolution-oder-was/
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