Es gibt eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Bibelworte, die einem im Laufen eines (Kirchen)Jahres begegnen – in der Predigtexten in den Gottesdiensten am Sonntag, als einzelner Vers in den täglichen Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine, den lange im Voraus gewählten Jahreslosungen und Monatssprüchen – und in den immer wiederkehrenden so genannten Wochensprüchen. Oft begegnen einem Bilder, deren Pointe sich nur dann entfaltet, wenn man sich auf das angebotene Bild tatsächlich einlässt: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er (Gott) sorgt für euch“ (1. Petrus 5,7). So lautet die biblische Überschrift für die Woche vom 4. bis zum 10. September.
Manch einen wird diese Aufforderung schon deshalb nicht interessieren, weil er/sie sich gar keine Gedanken machen muss über Essen, Trinken, Kleidung, Wohnung, Arbeitsplatz. Und dennoch: Jeder Mensch macht sich Sorgen. Sie gehören zum Leben und sind da, so lange wir leben. Auch jenseits des Materiellen können diese gewichtig sein: Was ist der Sinn und das Ziel meines Lebens? Kann und schaffe ich das, was von mir verlangt wird? Wie treffe ich die richtigen Entscheidungen? Beachtet eigentlich jemand, was ich tue? Und lohnt sich all mein Einsatz überhaupt?
Von außen betrachtet lautet ein Vorwurf gegenüber der Bibel, der Mensch werde mit seinen Sorgen (!) und Nöten gar nicht ernst genommen. Statt Trost finde sich meist nur Vertröstung. Ich halte diesen Eindruck für oberflächlich, der zum Beispiel auf diesen Vers aus dem 1. Petrusbrief gar nicht zutrifft. Hier werden Sorgen weder ignoriert noch klein geredet. Und es wird schon gar nicht dazu aufgerufen, einfach die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten.
Aber – um im Bild zu bleiben – wie wirft man mit seinen Sorgen nach Gott? Mit Gebeten – mit unserem Eingeständnis, dass wir Sorgen und Ängste haben. Wenn wir das tun, dann ist unser Leben nicht einfach sorglos, als erledige Gott unsere Aufgaben. Wir bekommen aber einen festen Stand. Martin Luther hat einmal formuliert: „Wer dieses Werfen nicht lernt, der muss bleiben ein verworfener, zerworfener, unterworfener, ausgeworfener, abgeworfener, umgeworfener Mensch.“ Einer, der zum Spielball geworden ist. Das wollen und sollen wir nicht sein.
Diese Ermutigung, Gott zur Zielscheibe unserer Sorgen zu machen, galt einer im Glauben verunsicherten Gemeinde, an die sich der Autor des 1. Petrusbriefes wandte. Mir scheint, es gibt da Berührungspunkte mit unserer Zeit. Ich habe mir gerade für diese Woche vorgenommen, dem biblischen Aufruf zu folgen. Machen Sie mit?
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