Himmel & Erde

David gegen Goliath

‘David gegen Goliath’ – seit biblischen Zeiten freut man sich, obsiegt Klein gegen Gross. So auch wieder am vergangenen Wochenende im DFB-Pokal. Wenn z.B. Jena den HSV schlägt, dann triumphiert nicht nur Viertklassig gegen Erstklassig, sondern Arm gegen Reich bzw. Bescheiden gegen Protz.

Nicht, dass das die weltweite Ungerechtigkeit wesentlich korrigierte, schon gar nicht ist der Fußball eine heil(er)e Welt – aber: ohne eine von gelindem Groll gegenüber dem ‘Klassenfeind’ genährte Vision, wie in David gegen Goliath die herrschenden Kräfteverhältnisse auf den Kopf zu stellen, wäre das Leben fad, global wie lokal.

Wenn also am kommenden Wochenende ‘endlich wieder’ die deutsche Bundesliga startet, dann ist nicht nur das grausige, fußballlose Sommerloch vorbei; es regiert auch wieder der unersättliche Rhythmus von ‘nach dem Spiel ist vor dem Spiel’. Denn anders als in der Religion, wenigstens ihren aktuellsten, exzessiven, Gewalt hinter sich herschleifenden Barbareien des (Schein)Heiligen, geht es um weit mehr als ‘mein Himmel sei des Andern Hölle’ oder ‘meine Erlösung des Andern Verdammnis’, es geht um ‘viel mehr als um Leben oder Tod’ – es geht bei Sieg oder Niederlage darum, dass kein Loser dem Spiel verloren geht, sondern im Spiel bleibt.

So lebt die Competition, lat. cum petere = gemeinsam etwas bestreben – davon, dass das gemeinsame Gut ein Höheres ist: (bei aller Verlogenheit, allen vollgestörten Hooligans, allen vermeintlich blinden Schiris, allem Doping zum Trotz) die Lust, die Freude, der Ernst am Spiel. Klar, schaut es so aus, dass die Bayern eh wieder Meister werden, selbst wenn General Pep die letzten Typen von Asphaltrastellis aussiebt und durch gehorsame Allesspielerfunktionalsoldaten ersetzt. Aber wen interessiert das schon wirklich, das Gewinnen der Gewinner der Gewinner …

Unsereins bibbert mal wieder mit dem Glubb, dem 1. FC Nürnberg …, auch die Saison 2015/2016 wird wieder eine Passionsg’schicht’ wie seit jeher … – als wir im sabbathanischen Blau des Samstagslichts vom Alten Kanal ins Frankenstadion zogen, und mit ‘Zic Zac Zebinac’ oder ‘ä Hickslä, ä Trickslä, schau mi ooo’ unseren ‘Maradona’ bewunderten, den Stef’ Reisch am Ball, den Volkert Schorsch, den Strehl Heinz oder den Roland Wabra im Tor, den Luggi Müller auf der 5 als Libero (und sag mir ja Keiner, die Champions spielen heut’ alle Viererkette auf einer Höhe – einen ‘Kehricht’ tun sie’s, sie haben alle einen ambulanten ‘letzten Mann’ zum Absichern vom Boateng bis zum Hummels …, wie wir auch in der AH vom TSV Tutzing), oder der Leupold …, oder später, eher mein Jahrgang, der Hottl Weyerich auf dem Grätsch & Abräum-Libero, oder der Nüssing Dieter im Mittelfeld … – ja, auch so ein fränggischer Name auf’m Glubb-Trikot taugte als eucharistische Teilhabe an der geliehenen Grandiosität durch’s Überziehen vom Idol seinem Leibchen … – also, was war der rote Faden?

Ja, David gegen Goliath – ‘Deitschä Masstter wädd Schbiilvereinigung Färth?’ Wohl auch net. Die Ronhofer Kleeblätter und der Nämbercher Glubb, sie wernn kaum aufsteig’n, und ob die Ingolstädter, Darmstädter usw. drinnen bleiben? – Hauptsach’, sie spielen – wie Du und ich. Denn darauf, und das ist die Mär’ von der Geschicht’, kommt es an: play your own thing, spiel dein Spiel, sei homo ludens, ein Luder (ludere, lat. spielen) der ästhetisch-expressiven Rationalität, ein Beinarbeiter am Ball, ein Monster des Instinkts, ein Ungeheuer der Intuition, aus der Dynamik spontaner Konstellationen heraus (lesen, was nie geschrieben wurde) Idee & Aktion kurzschließen, so dass ‘Traum & Tat’ noch nie da gewesenes, kugelrund geballtes Glück hervor zaubern.

Und so der profane Fan im ekstatischen Siegstaumel wie im Verlieren mit Anstand ein Minimum an Fairplay in die Menschheitsgeschichte morst, dass ‘never Dschihad’ sei. Spielen als psychische Impfung gegen Gewalt? Utopie? Wenn David & Goliath mal ein Bier miteinander trinken gingen? Gib mich die Kirsche, Deutschland!

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