Urbanes

THINKsmall!

Während die Tutzinger Erklärung Gestalt annimmt, bereitet sich Andrew Howard, angereist aus Dallas, auf den „besonderen Vortrag“ vor. Sein Projekt „The Better Block“ passt in jedem Fall in diese Kategorie. Die Unbekümmertheit und Freude mit der er von seinen urbanen Interventionen und Strategien erzählt, begeistert.

„Dreaming of the day the streetcars return“

Es beginnt mit einer Webseite. Andrew Howard und Jason Roberts träumen von der Idee, die alten Straßenbahnwege von Dallas als „walkable streets“ wiederzubeleben. Und da Jason IT-Spezialist ist, zaubert er aus dieser Vision kurzerhand eine Website. Zuerst also steht eine Idee im digitalen Raum. Durch diese Präsenz etabliert sie sich als potentielles Projekt, lockt Interessierte und MitstreiterInnen an und greift so auf den analogen Raum über. Nebenbei bemerkt ein wunderbares Exempel für den digitalen Zwischenraum, für die Wechselwirkung der Ebenen und Räume und für die Wiederlegung, das Internet sei „virtuell“ und somit eine Form von nerdiger Imagination.

Erste Lektion des Amerikaners lautet dementsprechend: Wenn du eine Idee hast, publiziere sie; interessierte Personen werden aufmerksam werden und dich finden.

Während die „The Better Block“-Gründer in spe Andrew Howard und Jason Roberts daran feilen Straßen, begehbar zu machen, fällt ihnen der viele ungenutzte und menschenleere öffentliche Raum auf. Sie beginnen selbstermächtigt Fahrradstraßen zu markieren und bepinseln die Straßen der Nachbarschaft mit Fahrradgrafiken.

Außerdem fragen sie sich: Was geschieht mit all dem Leerstand, den verwaisten Straßenecken und Plätzen? Warum sind hier keine Cafés, lokalen Geschäfte, Stühle, Personen auf den Straßen? Weil sie nicht erlaubt sind! Ein von US- zu US-Stadt kopiertes Recht- und Regelwerk, das niemals an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten von Dallas angepasst noch hinterfragt wurde, verbietet und erschwert viele dieser Dinge.

„We broke all those laws“

Andrew und seine UnterstützerInnen fragen sich, wie die Straße wohl aussähe, wenn das „Street Law“ nicht existierte? Und beschlossen eine Blitzaktion: Für ein Wochenende ignorierten sie die Regeln und das Gesetz und verwandeln den Straßenzug in einen belebten öffentlichen Raum mit Sitzgelegenheiten und lokalen Geschäften, das erste The Better Block-Projekt ist ins Leben gerufen.

Lektion Nummer zwei: THINKsmall. Halbiere die Fläche und den Umfang deiner Projektideen und beginne klein. Dann lässt sich besser abschätzen was passiert und beliebig erweitern. Habe Mut und beginne diese Kleinstprojekte – auch ohne Planung und Geld.

Die geladene Stadtverwaltung traut ihren Augen nicht, als sie am Wochenende an die in einen Stadtraum umgewandelte Straßenecke kommt und ist begeistert. Sie überarbeitet daraufhin das alte Regelwerk. Heute noch existiert noch eines, alleinig für das Wochenende initiierte Geschäft und ist der „hub of the community“.

Dritte Lektion also: Mythbusting. Kleine Projekte lassen sich umsetzen, man muss nur aus dem Denken heraus, es wäre Hexenwerk.

Bleibt noch zu sagen, dass inzwischen eine moderne, neue Straßenbahn für Dallas in Bau ist – die erste jemals in den USA direkt gefertigte Straßenbahn. Sie wird demnächst ihre ersten Bahnen durch Dallas ziehen. Und auch dieses Projekt geht auf das Konto des Team Better Block.

Was von dem Vortrag bleibt, ist vor allem eines: Die Motivation zum anpacken.

Tags: , , ,

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Unsere Regeln zum Kommentieren finden Sie hier.

*