Himmel & Erde

”Rainy day, dream away”

”Rainy day, dream away” – als Kind in den Ferien tät’ ich Jimi Hendrix Recht geben. Grad sein Song ist aber auch bei Regen ein Traum. Wie nun ist das mit dem Regen? Wir jammern ja hierzulande recht gern und schnell, fallen bei einer Schleierwolke in eine dezente Depression und stöhnen gleichviel unter der Hitze wie im Nieselregen. Man braucht aber nicht Adorno zu heißen um zu wissen, dass ‚die güldne Sonne voll Freud und Wonne’ nicht nur herzerquickendes Licht schenkt, sondern die Erde mitunter brutal versengt.

Mag der heurige Sommer zum Baden optimal gewesen sein, für die Natur, die Ernte und die Böden war er suboptimal – von wüsten Zuständen weiter südlich ganz zu schweigen. Jetzt hat es geregnet, endlich wieder, muss man sagen. So heiß und trocken wie lange nicht, kramte mancher Bauer oder Gärtler gar schon im magischen Vokabular einstiger ‚Regenmacher’. Auch wenn es uns zur ‚zweiten Natur’ geworden ist, dass unser ‚täglich Brot’ augenscheinlich unendlich aus den künstlichen Füllhörnern vom Supermarkt sprudelt, basiert alles Leben auf den endlichen Quellen der geschöpflichen oder evolutionären Natur. Und die ist, diametral der technisch der Natur abgerungenen Überfülle, (un)denkbar knapp.

Der Philosoph Lukrez hat in traumschöner Poesie vor über 2000 Jahren von der rerum natura geschwärmt. Ob uns so ein lang ersehnter Regen zum ‚Eingedenken der Natur’, draußen wie ‚im Subjekt’ animieren kann? Muss! Denn hinter der sichtbaren Opulenz aus unseren künstlichen Füllhörnern sind die höchst endlichen wie zerstörlichen Quellen unseres Lebens längst unsichtbar geworden.

Besonders unsere Kinder werden aber die – vielleicht dramatische, katastrophische – Wiederkehr der technisch verdrängten Natur zunehmend erleben. Deren endliche Ressourcen bilden gleichsam mitten im Diesseits die Transzendenz der vorgeblich unendlichen Sprudelquellen des hedonistischen ‚Kapitalismus’, um es einmal derb zu sagen: die Milch kommt nicht aus der Plastiktüte und das Mineralwasser nicht aus dem Flaschentragerl. Woher also?

Die Antworten werden über das elementare Leben aus Erde Wasser Feuer Luft entscheiden: werden wir für Milliarden Menschen weiterhin alle Reize aus unserer leibhaften Triebstruktur in Waren und Apparaturen auf Kosten von Rohstoffen und Energien ‚wundersam verwandeln’ (commercium admirabie)? Oder werden wir – wie vielleicht im Urlaub, in den Ferien – (wieder) mit uns selber etwas anfangen (lernen), was in Spiel, Musik, Sport, Kunst und Trallalllaaa keine Instant-happymacs braucht?

Endlich sein dürfen – im vieldeutigsten Sinne, wäre das unsere ‚wahre Natur’? Im ‚Reich der Freizeit’ mag das Tagträume freisetzen – und im ‚Reich der Notwendigkeit’, der politischen Ökonomie? Puh, das überfordert mich komplett. Aber der Regen, der tat und tut gut – (über)lebensnotwendig. ‚Regen bringt Segen’. Ich versuch’ nun, das ‚Rainy day, dream away’ vom Jimi Hendrix nachzuspielen. Ein Anfang: ‚sich regen, bringt Segen’.

Hier übrigens in Link zu einer Version von Jimi Hendrix’ Song.

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